Eine erfolgreiche Vermarktung von Speisekartoffeln mit einer hohen inneren und zunehmend auch äußeren Qualität beeinflusst die Wirtschaftlichkeit des Kartoffelanbaus stärker als die jeweiligen Produktionskosten. Gemüsebauern, die als Erzeuger von Feldfrüchten eine verlustlose Lagerung Ihrer Ernteerzeugnisse erreichen, können einen günstigen Zeitraum abwarten, bis sie auf dem Markt möglichst hohe Preise für ihr Landwirtschaftsprodukt erzielen können.
In Deutschland wir die Kartoffelpflanze auf dem Feld in Dämmen mit einem Reihenabstand von 75 - 90 cm angebaut. Bei der Ernte werden vorwiegend einreihige und zweireihige Roder eingesetzt. Diese bunkern die Knollen und laden diese am Ende des Feldes auf das Transportfahrzeug. Beim Aussieben durch den Roder machen die Kartoffeln weniger als 10 % der zu siebenden Erde aus. Knollenähnliche Beimengungen wie Steine und Erdkluten müssen von Erntehelfern von Hand verlesen werden.
Der Erfolg der Kartoffellagerung hängt sowohl von der Qualität der Kartoffeln selbst als auch von der technischen Ausstattung des Großlagers in Ihrem Unternehmen ab. Die Voraussetzungen für die Kartoffellagerung sind schwierig, da eine Kartoffel zu über 75 % aus Wasser besteht, einer temperaturabhängigen Atmung unterliegt und einem hohen Beschädigungsrisiko ausgesetzt ist. Darüber hinaus können Schädlinge und andere Schaderreger vom Feld in das Lager gelangen und sich dort ausbreiten.
Diese drei Methoden zur Kartoffellagerung werden in der Industrie verwendet:
Die Mietlagerung ist mit einigen Nachteilen wie hohem Arbeitsaufwand, erhöhtem Lagerungsrisiko und eingeschränkter Verfügbarkeit verbunden. Heute wird diese Lagermethode meist nur noch im Stärkekartoffelanbau verwendet, da hier deutlich geringere Lagerkosten anfallen, als bei der Lagerung im Gebäude. Die Kartoffelmiete wird durch ein luftdurchlässiges Vlies abgedeckt, das ausreichenden Schutz vor Regen bietet. Allerdings ist das Vlies lichtdurchlässig und begünstigt somit die Ergrünung der Knollen und verstärkte Glykoalkaloidbildung. Außerdem ist diese Lagerform anfällig für Frostschäden und erfordert bei niedrigen Temperaturen eine Abdeckung mit zusätzlichen Planen.
Bei der Kartoffellagerung im Gebäude fallen deutlich höhere Kosten bei geringerem Arbeitsaufwand im Vergleich zur Mietenlagerung an. Allerdings lassen sich hier das Lagerungsklima weitgehend unabhängig von kurzzeitigen Schwankungen der Außentemperatur regeln. Damit bleibt die Kartoffelqualität auch über einen längeren Zeitraum gewährleistet.
Die Loselagerung von Kartoffeln wird bei der Lagerung von Kartoffeln für die Veredelungsindustrie aber auch vereinzelt bei der Lagerung von Speisekartoffeln genutzt. Bei dieser Lagerform nehmen die Festkosten pro Tonne mit zunehmender Lagermenge ab. Hier ist ein Gebäude mit wärmegedämmten Außenmauern notwendig, das zusätzlich dem Schüttdruck der bis zu 4 m hohen Kartoffelstapel standhalten kann. Auch müssen verschiedene Abstände für Ober- und Unterluftkanäle eingehalten werden, um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten.
Lagergebäude, die auf Unterluftkanäle verzichten, sind in der Anschaffung günstiger und können durch einfachen Betonfußboden universell genutzt werden. Allerdings erfordert die Kartoffellagerung in Gebäuden ohne Unterluaftkanäle einen intensiveren Arbeitsaufwand beim Auf- und Abbau der Lagerwände und die Kartoffeln unterliegen bei der Auslagerung einem erhöhten Beschädigungsrisiko.
Die Kistenlagerung von Kartoffeln wird vorwiegend bei Speisekartoffeln und Pflanzkartoffeln eingesetzt und bietet die beste Lagerqualität. Als Lagermedium kommen Großkisten zum Einsatz. Die Kartoffelgroßkisten werden entweder direkt auf dem Feld durch den Sammelroder befüllt oder mit Hilfe eines Kistenfüllers nach der Loseanlieferung mit Kartoffeln befüllt. Als Manipulationstechnik wird beispielsweise der Gabelstapler genutzt, der für die Einlagerung und Auslagerung der Kisten in die Hochregale zuständig ist. Auf dem deutschen Markt kommen Lagerkisten mit verschiedenen Maßen zwischen 0,5 und 5 t Fassungsvermögen zum Einsatz. Toner bietet standardisierte Großkisten mit einem Fassungsvermögen von maximal 1,8 bis 4,6 t an. Auf Kundenwunsch fertigen wir auch individuell berechnete Lagerkisten für Sie an.
Die vorwiegend aus Holz, meist auch mit Stahlrahmen, gefertigten Kisten können übereinander gestapelt werden. Meist werden sechs Kisten übereinander gestapelt. Der große Vorteil der Kistenlagerung besteht darin, dass der Lagerdruck auf die Knollen sich nur auf die Kistenhöhe beschränkt. Dadurch treten deutlich weniger Lagerdruckstellen auf als bei der Loselagerung. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass die Kartoffeln zur Auslagerung nicht selbst bewegt werden müssen und vor der Verarbeitung einfach mit dem Gabelstapler in den Aufwärmraum transportiert werden können. Dadurch wird die Schwarzfleckigkeit vermieten und es kommt zu keinen Beschädigungen am Lagerprodukt.
Für die Belüftung der Großkisten können verschiedene Systeme zum Einsatz kommen. Diese richten sich je nach Stapelplan und Bauweise der Kisten und unterschieden sich in der Effektivität der Belüftung. Häufig wird bei der Kistenlagerung die Zwangsbelüftung eingesetzt. Dabei wird Luft durch die Kartoffeln hindurchgedrückt. So können Wärme und Feuchtigkeit effizient von der Oberfläche der Kartoffelknollen abgeführt werden. Die Gefahr von Fäulnisverlusten wird minimiert und Krankheitserreger wie Silberschorf bleiben kontrollierbar. Für die Zwangsbelüftung sind nur Lagerkisten mit geschlossenen Seitenwänden geeignet und die Kisten müssen eng aneinander gestapelt werden, damit die Palettenböden der Kisten einen durchgehenden Luftkanal bilden.
Die Zwangsbelüftung der Großkisten kann auch durch Saugbelüftung erfolgen. Bei dieser Methode wird die Luft aus dem Freiraum zwischen je zwei Kistenreihen in eine Belüftungswand abgesaugt. Die Kisten werden dazu an der Vorderseite und über dem Stapel durch eine Plane abgedeckt. So kann die Luft nur seitlich durch die Kisten nachströmen. Bei dieser Belüftungsart müssen Kisten mit offenen Seitenwänden und seitlich geschlossenen Palettenböden eingesetzt werden. Dem Vorteil der schnellen Abkühlung und Abtrocknung der Kartoffeln steht hier der erhöhte Arbeitsaufwand durch Auflegen und Abnehmen der Planen gegenüber. Auch ist es hier schwieriger zu kalte Außenluft mit einem Teil der Lagerluft zu mischen.
Bei der Raumbelüftung werden ebenfalls seitlich offene Kisten verwendet. Hier kommen Ventilatoren zum Einsatz, die dem Kistenstapel kältere Luft seitlich zuführen. Dabei wird der Kistenstapel nur von Luft umstrichen, die durch Konvektion Wärme und Feuchtigkeit der Kartoffel aufnimmt. Bei dieser Belüftungsart kühlen die Kartoffeln in den Großkisten nur sehr langsam von außen nach innen ab. Dadurch besteht ein größeres Fäulnisrisiko währen der Einlagerungsphase. Allerdings spart diese Methode auch den Aufwand für den Bau einer Belüftungswand, die Kisten müssen nicht so präzise aneinander gestapelt werden, das Belüftungssystem ist weniger aufwändig und es lassen sich Kisten unterschiedlicher Maße im Großlager verwenden.
Neben dem Raumbelüftungskonzept mit Ventilatoren findet man auch Konzepte, die auf den Einsatz von Ventilatoren verzichten. Diese basieren ausschließlich auf Wind- und thermischen Auftriebsbewegungen der Luftströme. Zwar fallen hier keine Geräuschimmissionen und kaum Energiekosten an, doch sind solche Systeme in der Regulierung der Lagerungstemperatur stark eingeschränkt.
Die Effizienz von zwangsbelüfteten Großkistenlagern lässt sich in Bezug auf die Belüftung mit der Loselagerung vergleichen. Raumbelüftete Kistenlager hingegen erfordern einen deutlich höheren Zeitaufwand für die Abtrocknung und Abkühlung der Kartoffeln, da die Frischluft nur durch dem Raum und nicht durch die Zwischenräume zwischen den Knollen gedrückt wird. Dadurch ergeben sich in der Praxis etwa die zwei- bis dreifach längere Lüftungszeit als bei Loselagerung oder Zwangsbelüftung. Fehlende kalte Außenluft kann stärkere Temperaturschwankungen im Lager hervorrufen. Dadurch können sich Schwitzschichten bilden und die Ausbreitung von Schaderregern wird begünstigt.
Quelle: Fachartikel des Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL).
Tipps zur richtigen Lagerung von Kartoffeln im Privathaushalt finden Sie hier.